Vortrag zum Thema ADHS von Prof. Romanos

„Zu hoher Schokoladenkonsum führt nicht zu ADHS“

 

Am 11.03.2025 erläuterte Prof. Romanos, der Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg, am Ehrenbürg-Gymnasium-Forchheim in einem einstündigen informativen und kurzweiligen Vortrag mit anschließender Gesprächsrunde 40 Lehrern beider Forchheimer Gymnasien die Neurodivergenz ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung
Da über diese Verhaltensauffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen viele Halbwahrheiten und unwissenschaftliche Thesen kursieren, erläuterte Prof. Romanos ausführlich die Kernsymptome der Erkrankung, wie Konzentrations-störung, motorische Unruhe und eine erhöhte Impulsivität. Des Weiteren erteilte er Aussagen, wie erhöhter Zuckerkonsum, Fernsehkonsum oder ein falscher – sprich laxer – Erziehungsstil würden zur Herausbildung dieser Neurodivergenz führen, eine klare, wissenschaftlich begründete Absage.
Denn die Erkrankung, die ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland betrifft, ist zu 80 % vererbbar und kann, entgegen weitverbreiteter Vorstellungen, dass doch Ernährungstherapien und Sport hülfen, am besten mit Medikamenten behandelt werden. Ohne Medikamentengabe kann es zu einem Konglomerat unterschiedlicher zusätzlicher psychosozialer und psychologischer Erkrankungen (Depressionen, Angstzustände usw.) kommen.
Um dies zu vermeiden, ist eine frühzeitige (frühestens ab 4 Jahren, meist zwischen 6 und 8 Jahren), umfangreiche Diagnostik bei einem Kinder- und Jugendpsychiater und eine engmaschige Betreuung für die Medikation mit  z.B.  Methylphenidat (u.a. in „Ritalin“ enthalten) unbedingt erforderlich. Allerdings müssen Eltern in der Regel über ein halbes Jahr auf einen Termin beim Facharzt warten, so dass viele Kinder lange Zeit unversorgt bleiben, wie die Lehrerinnen und Lehrer in der anschließenden Gesprächsrunde mehrfach betonten.
Neben Unterrichtstipps wie direktem Augenkontakt, klaren Arbeitsanweisungen, sehr strukturiertem und verlässlichen Unterrichtsverlauf betonte Prof. Romanos die Notwendigkeit des offenen, Hilfe anbietenden Elternkontaktes, falls ein Schüler bzw. eine Schülerin die oben genannten Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Häufig haben die Kinder bereits eine frustrierende Verhaltensauffälligkeits-Geschichte hinter sich und wurden diesbezüglich noch nicht mit den Eltern beim Kinderarzt vorstellig.
Eine der Fragen einer Lehrerin bezog sich auf die möglicherweise stärkere negative Auswirkung des erhöhten Medienkonsum, z.B. durch PC-Spiele, bei Kinder- und Jugendlichen mit ADHS im Vergleich zu gesunden Schülern. Graduell trifft dies sicher zu, so Romanos, jedoch sieht man diesen negativen Effekt -aufgrund des von der Spielindustrie bewusst getriggerten Belohnungssystems im Gehirn -bei allen jungen und erwachsenen Menschen.
Obwohl es noch mehr Gesprächsbedarf gegeben hätte, musste Prof. Romanos unter dankbarem und langanhaltenden Beifall zum nächsten beruflichen Termin Richtung Bamberg eilen.

Monika Stohr-Leopold